"j": start of construction 1975, finished 1976 … and still running

Freude am Fahren

15.

Es geht los. Ich verlasse meinen Ausgangspunkt Halifax und bin somit offiziell auf dem Weg. Meine nächsten Ziele sind Moncton, Fredericton, Riviere-du-Loup, Quebec City und Montreal. Wieder ist es brennend heiß. Schon beim Bepacken des Motorrades komme ich ordentlich ins Schwitzen. Ich bin froh, als ich drauf sitze und der Fahrtwind kühl durch meine Kleidung bläst.  Im Navigationsgerät habe ich eingestellt, dass Autobahnen vermieden werden, dass aber auch unbefestigte Straßen in die Navigation mit einbezogen werden. Ich bewege mich auf Bundes und Landesstraßen. Verlässt man Dörfer und Städte hält sich der Verkehr in Grenzen. Es ist ein entspanntes Dahingleiten. Kein dauerndes Bremsen und Gas geben, alleine auf Weiter Flur.   Ich finde die Art der Besiedlung sehr interessant. Selbst auf den langen Strecken zwischen Dörfern und Städten findet sich entlang der Straße spätestens nach zwei Kilometern ein Haus, mal ist es eine Ansammlung von mehreren Häusern. Täglich zum Supermarkt fahren oder schnell mal ins Kino ist hier eher nicht der Fall.  Gegen Ende zieht mich das Navigationsgerät mehrmals auf breite Schotterpisten. Es dürfte sich um offizielle Straßen handeln. Selbst mitten im Wald finden sich an den Kreuzungen Wegweiser.  Mal bin ich für ein paar Kilometer On- mal für ein paar Kilometer Off-Road. Die heutige Tour hat viel Spaß gemacht.

Das Hostel in Moncton ist gemütlich. Es ist ein etwas größeres umfunktioniertes Einfamilienhaus. Nicht viele Leute. Mike begrüßt mich. Auch er ist ein Gast. Er ist eine netter Kerl. Mike arbeitet auf einem Ölfeld etliche Flugstunden von hier entfernt. Zwei Wochen arbeiten, eine Woche frei. Er hat schon ein paar Biere intus. Für die nächsten zwei Wochen gibt es keinen Alkohol. Das Ölfeld ist eine „trockene Zone“. Nach der langen Fahrt tut mir ein Bier sicher auch ganz gut. Mit Mike gehe ich zum Liquor Store. Ich nehme zwei Flaschen Bier und sage noch zu Mike … Ne, ich werde nicht so viel trinken … um später ein Nachschub zu holen … . Da Mike abreist und er noch Essen übrig hat, lädt er mich ein. Die Nacht endet mit ein paar Leuten aus dem Hostel in einem Pub. Hier gibt es ein Bier namens „La Fin Du Monde“ (das Ende der Welt), in de praktischen 0,75er Flasche, 9%, sehr süffig. Zwei Flaschen und man hat „la fin du monde“.

16.

Heute zum Glück nur eine kurze Tour. Die Nacht war doch etwas zu lange. Von Fredericton kann ich nicht viel erzählen. Ich übernachte wieder in einer Uni. Es ist nichts los. Vielleicht liegt es daran, dass die Uni etwas weiter vom Zentrum weg ist. Gut für mich. Somit komme ich nicht in Versuchung in irgendeinem Pub zu landen. Außerdem habe ich sowieso ein paar Sachen zu erledigen. Ich schlafe erst mal zwei Stunden, das Defizit von gestern nachholen. Ich wette es sind keine drei Gäste hier. Ein langer dunkler Gang im inneren des Gebäudes. Links und rechts die Türen zu den Zimmern. Irgendwie komme ich mir vor wie in „The Shining“. Abschließen nicht vergessen. Aber was hilft das schon gegen eine Axt.

17.

Heute waren ca. 460km geplant. Nach etwa 150km wird das Wetter schlechter. Bald darauf beginnt es zu regnen. Zuerst ganz leicht. Das ist ok. Die Kleidung bleibt trocken. Ich ziehe die Regengamaschen an damit meine Schuhe trocken bleiben. Bin aber zu faul um stehen zu bleiben und die Regenkleidung auszupacken. Bald darauf schüttet es aus allen Kübeln. Ich bin ziemlich schnell durchnässt. Noch über 250km vor mir? Ich friere. Das wird die Hölle. Ich fahre weiter. Es hilft nicht viel, die Schuhüberzüge zu tragen, wenn das Wasser innen an den Beinen runter rinnt. Die Freude am Fahren ist ziemlich schnell vorbei. Um abzukürzen nehme ich den Highway. Das verkürzt die Route um gute 60km. Zum Glück reißt das Wetter auf und die Sonne kommt wieder etwas durch. Als ich in Riviere-du-Loup ankomme bin ich großteils wieder trocken. Wie sehr hätte ich mir heute einen dieser großen Maschinen gewünscht, mit großem Windschutz und wo die Verkleidung vor Regen schützt.

In Riviere-du-Loup kann ich bloß noch ein wenig rumlaufen, bevor es wieder zu schütten beginnt. Zeit zu schreiben. Hoffentlich wird es morgen besser. Ach, ich bin mittlerweile in Quebec. Hier wird primär französisch gesprochen. Das erschwert die Kommunikation etwas.

Danke fürs Lesen, Jürgen.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert