"j": start of construction 1975, finished 1976 … and still running

Austin, neue Schuhe für meine Lady

15. – 18.08.
Ein paar Freunde haben mich gefragt, ob mein Motorrad einen Namen hat und ob es weiblich oder männlich ist. NEIN. Ich habe keine wirklich emotionale Bindung zu dem Motorrad. ES soll bloß nicht viele Macken machen.

In Austin angekommen checke ich im Hostel ein und fahre dann sofort zum BMW Händler. Bevor ich nach Mexico und Mittelamerika weiterreise möchte ich noch einen kurzen Check machen lassen, neue Reifen aufziehen und ein paar Ersatzteile kaufen. Ich will heute zumindest noch Kontakt aufnehmen und einen Termin vereinbaren.
Ich habe Glück. Der Service Mitarbeiter sagt, sie erledigen das sofort. Der Check ergibt keine Mängel, ich erhalte alle Ersatzteile und fahre nach ca. 2 1/2 Stunden mit neuen Reifen wieder davon.

Da ich die letzten fünf Tage durchgefahren bin, ist Freitag mal Ruhetag. Auf dem Plan steht bloß ein Friseurbesuch und eine Buchhandlung, um nach einem Reiseführer für Mexico zu suchen. Ich bleibe dann doch bei einem elektronischen Buch, kaufe aber ein Spanisch Büchlein mit den wichtigsten Phrasen und Wörtern.

Am Abend gehe ich mit zwei Leuten, also sie gehen, ich, faul wie ich bin, obwohl ich auch etwas Bewegung vertragen könnte, fahre mit dem Motorrad, zur etwa 3 km entfernten Congress Avenue Bridge.
Unter der Brücke lebt die größte Fledermauskolonie Nord Amerikas mit 750.000 bis 1.5 Mio Tieren. Jeden Abend bei Sonnenuntergang starten sie, um auf Nahrungssuche zu fliegen. Über mehrere Minuten hinweg ist es wie ein endloses Band an Tieren, die unter der Brücke ins freie strömen. Sie sammeln sich in einer Wolke am Himmel, bevor sie sich in alle Richtungen zerstreuen.

Am Samstag steht ein wenig Sight Seeing auf dem Plan. Ich fahre zum „Circuit of the Americas“, der Formel 1 Rennstrecke, die etwa 20km vor der Stadt liegt. Der Weg war umsonst. Hier kann .. könnte .. man eine Tour auf einen Turm, mit Blick über die Rennstrecke machen. Leider ist ein Rennen oder ein Training im Gange und die Tour ist gesperrt. Deshalb fahre ich weiter zum Mt. Bonell, von dem man einen guten Ausblick über einen Teil von Austin hat. Zum rumlaufen wird es am frühen Nachmittag viel zu heiß.
Eine willkommene Abkühlung bietet der Barton Springs Pool, der mitten in der Stadt liegt. Hier entspringt eine natürliche Quelle. Das Wasser ist ziemlich kalt, trotzdem bleibe ich durchgehend eine Stunde im Wasser. Am liebsten würde ich gar nicht mehr rausgehen, so angenehm ist es.

Austin dürfte im Moment eine beliebte Stadt sein, besonders bei jungen Leuten und Studenten. Im Hostel sind ein paar Studenten, die übergangsmäßig für ein paar Tage oder auch Wochen hier wohnen, bis sie ein Apartment gefunden haben.
Im Hostel treffe ich auch auf Tino, einem Deutschen, der für ein Jahr eine Weltreise macht und auch vor ca. 5 Wochen gestartet ist. Da wir kulturell aus dem gleichen Bereich kommen, unterhalten wir uns ein wenig über die Eindrücke, die wir gewonnen haben. Eine Sache an die wir uns gewöhnen mussten, ist diese Small-Talk Kultur. Hier quatscht man einfach mit jedem, überall, über irgendetwas. An der Ampel, an der Tankstelle, beim Einkaufen, an der Rezeption, beim Frühstück, wenn man wartet dass der Regen vorüberzieht, … nur ein paar Worte oder auch ein paar Minuten.
Wir waren einer Meinung, wenn man bei uns zu Hause von der Seite angequatscht wird, denkt man sich hauptsächlich: WAS will er/sie von mir?

Sonntags verbringe ich vor dem Computer, ein wenig die Mexico Karte studieren, schreiben, Wäsche waschen … .

Ich muß zugeben, ich habe doch ein wenig ein mulmiges Gefühl. Es ist unglaublich, wie viel gefestigter man sich fühlt, wenn man die einheimische Sprache sprechen kann. Welche sprachlichen Schwierigkeiten auf mich zukommen, habe ich bereits erfahren. Abends hole ich mir ein, zwei Bier von einem nahen Pub. Vor dem Pub steht ein kleiner Food Truck. Bei uns wären das die Imbissbuden. Von den Food Trucks gibt es in Austin sehr viele. Manchmal stehen sie in kleinen Gruppen zusammen und bieten Snacks, Eis, Getränke oder Essen an.
Der Food Truck vor dem Pub wird von Mexikanern betrieben. Die vorwiegende Kundschaft ist auch spanisch sprachig. Am ersten Tag ist ein Mädchen dort, das die Bestellung auf englisch aufnimmt und spanisch, an wahrscheinlich die Eltern, weitergibt. Ich esse einen kleinen Taco. Etwa Handteller groß, mit Hühnerfleisch, Zwiebeln, Petersilie, dazu eine Limette. Ich nehme einen Bissen .. er schmeckt so gut. Geschmacksnerven explodieren in meinem Mund und entfachen ein Feuerwerk.
Ich schweife ab. Da mir der Taco ausgezeichnet geschmeckt hat, gehe ich am nächsten Tag wieder zu diesem Food Truck. Heute sind nur die Eltern am Arbeiten. Sie sprechen fast kein Wort englisch, ich fast kein Wort spanisch. Ich denke mir: „Ok, so wird sich das also die nächsten Wochen abspielen.“ Dann kann ich hoffentlich ein paar Worte. Es funktioniert trotzdem.
Vor dem Food Truck steht ein weißer Plastik Tisch mit vier Plastik Stühlen. Zwei Mexikaner, vielleicht sind sie auch aus einem anderen Land, mit texanischen Hüten sitzen am Tisch und Essen. Ich setze mich dazu und esse. Wieder schmeckt das Ding hervorragend. Ich bestelle sofort einen zweiten und setze mich wieder an den Tisch. Einer der beiden schiebt mir wortlos die Tube mit der Salsa zu. Ich weiß schon, wo ich heute Abend essen werde.

19.08., 20.08.

Am 21.08. werde ich in McAllen / Reynosa die Grenze nach Mexico übertreten. Auf dem Weg dort hin, durchfahre ich eine Ölfördergegend. In einer der Städte pumpen viele kleine Förderanlagen mitten in der Stadt, in den Vorgärten und auf öffentlichen Flächen, das Schwarze Gold an die Oberfläche. Ein leichter Geruch von Öl hängt in der Luft. Finden sich keine Ölförderanlagen, dann sind es riesige Felder, die bis an den Horizont reichen. Die Erntezeit scheint vorbei zu sein. Die Felder sind abgeerntet und bloß noch große braune staubige Flächen.

Hasta luego en Mexico.

Danke fürs Lesen, Jürgen.

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