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Von den Mühen ein Land zu verlassen

07.09.
Was ist los Mexiko? Noch gestern gibst du mir mit einem Grollen zu verstehen, dass es Zeit ist weiter zu ziehen und heute lässt du mich nicht gehen?
Ich fahre zwischen 9:15 und 9:30 los. Mein Tagesziel in Guatemala liegt ca. 300km entfernt. Bis 16:00 Uhr sollte ich am Ziel sein.

In der Nähe von Tapachula gibt es zwei Grenzübergänge nach Guatemala. Der eine gleich hinter Tuxtla Chico, etwa 15 bis 20 km von Tapachula und der andere, etwas weiter im Süden bei Ciudad Hidalgo, etwa 35 km entfernt
Ich fahre zum näheren Grenzübergang nach Tuxtla Chico.
Auf dem Weg zur Grenze, laufen immer wieder Leute pfeifend und deutend auf die Staße und versuchen mich aufzuhalten und zum stehen bleiben zu bewegen. Aber dazu später mehr.
Bevor ich ausreise, frage ich die Beamten wo ich mein Motorrad abmelden kann. Ich werde zum Zollgebäude gesendet. „Können Sie hier nicht machen. Es handelt sich um einen kleinen Grenzübergang.“ Mehrere Leute reden durcheinander. Ich muß zum anderen Grenzübergang fahren. Das kann ich nur in Tapachula machen. Nein, in Huixtla. Ich verstehe so gut wie gar nichts mehr. Da mein Reisepass schon ausgestempelt ist, muß ich nochmal das Visum ausfüllen. Ich erhalte einen neuen Einreisestempel. Das Motorrad ist leider schon im Niemandsland. Sofort sind auch Geldwechsler an meiner Seite. Ich brauche kein Geld. Also wieder zurück und durch die Kontrolle. Ich nehme die Autospur. Vor dem Schranken werde ich angewiesen, das Motorrad zurückzuschieben und die Motorradspur zu nehmen. Es ist verdammt heiß, ich schwitze dementsprechend unter der dicken Jacke und es macht überhaupt keinen Spaß das schwere Motorrad durch die Gegend zu schieben. Für die Grenzübergänge und die Formalitäten habe ich mir jedoch angewöhnt kurze Hosen anzuziehen und erst danach wieder in die Motorradhose zu schlüpfen.

Ich muß das ganze Prozedere über mich ergehen lassen. Koffer auf, auspacken, Fragen, … . Die Grenzbeamtin ist sehr nett und spricht auch englisch. Erzählt mir, dass sie voriges Jahr in Wien gewesen ist. Ich frage wie es ihr gefallen hat. „Sie meint sehr gut. Es ist sehr sauber.“
Ich fahre also zur anderen Grenzstation. Auf dem Weg dorthin muss man durch die Stadt. Ein einheimischer Motorradfahrer fährt mir ein Weile nach. Auf der Suche nach dem Grenzübergang bleibe ich kurz stehen, um mich zu orientieren,. Er gibt mir zu verstehen, dass ich seine Dienste benötige. Ich sage: „No necesito / Nein brauche ich nicht.“ Er besteht drauf, zückt eine Visitenkarte. Ich sage: „No es verdad. /  Das ist nicht wahr.“ Ich frage eine Frau nach dem Weg, sie gibt mir eine ungefähre Richtung. Schließlich lässt der Motorradfahrer von mir ab.
Auch am anderen Grenzübergang frage ich, wo ich mein Motorrad abmelden kann. Die Dame winkt mich einfach weiter. Ich fahre durch, bezahle noch Maut und bin in auch schon in Guatemala.
Zuerst mal, werde ich aufgehalten. Ein Mann in Zivilkleidung, ist sofort an meiner Seite, ruhig, nicht aggressiv. Erklärt mir, dass ich hier mal mein Motorrad desinfizieren lassen muss. Da mich vorher so viele Leute versucht haben mich aufzuhalten und mir was andrehen wollten, glaube ich ihm zuerst nicht so ganz. Dann hält mich auch ein Beamter in Uniform auf. Ein anderer läuft mit einer Spritze um mein Motorrad und sprüht es im unteren Bereich etwas ein. So verdreckt wie mein Motorrad mittlerweile aussieht, hinterfrage ich die Sinnhaftigkeit. Aber gut. Kostet 12 Quetzal. Ich muß in der der einheimischen Währung zahlen. Habe ich noch nicht. Die Person an meiner Seite ruft eine Wechsler, bei dem ich 20 USD umtausche. Zu einem denkbar schlechten Kurs, wie man annehmen kann. Scheiß drauf, wegen 50€ Cent fange ich nicht zu diskutieren an.

Gleich neben der Inspektionsstelle ist die Passkontrolle in einer unscheinbaren Hütte. Kann ich nicht glauben und fahre ein paar Meter weiter, wo ich angewiesen werden das Motorrad mal abzustellen. Ich werde gefragt, ob ich die Passkontrolle hinter mir habe. Nein, habe ich nicht, wo? Der Beamte gibt mir zu verstehen, dass es sich um die unscheinbare Hütte handelt. Ok, also ein paar Meter zurücklaufen. Ich werde gefragt, wie lange ich bleiben möchte. Ca 1 Woche. Stempel rein, das war es auch schon. Zurück beim Motorrad, weist man mir den Weg in ein Gebäude zur Registrierung des Fahrzeuges. Ich sage, ich muß das Motorrad noch abmelden. Wo kann ich das machen? Das mußt du in Mexiko machen. Die Zivilperson, die die ganze Zeit über an meiner Seite war wollte wohl auch etwas Geld. Ich weiß es nicht, ich starte meine Maschine und fahre ab.
Verdammt nochmal! Also zurück nach Mexiko. Wieder an der mexikanischen Grenzstation, frage ich noch mal, wo ich das Motorrad abmelden kann? „Da drüben beim Zoll.“
Ein junger Grenzbeamter nimmt sich meiner an. Er spricht langsam und deutlich und erklärt mir, dass ich ca. 100km zurück in das Landesinnere fahren muss. Er ärgert sich, dass er nicht besser englisch kann und ich mich, dass ich nicht besser spanisch kann.
Die entsprechende Zollbehörde befindet sich ein paar Kilometer hinter der Stadt Huixtla. Dort kann ich mein Fahrzeug wieder abmelden. Es ist schon nach Mittag. Die Hitze ist unerträglich und ich muß hier von einer Ecke auf die andere fahren und laufen.
Bevor ich losfahre, fragt er nochmal: „Wo mußt du hin?“ Ich kann den Ort nicht aussprechen. Er fragt: „Hast du überhaupt verstanden, was ich dir erklärt habe?“ „Ja, ja! Ich weiß, wo ich hin muß.“
Und zwar auch aus dem Grund, weil ich gestern auf dem Weg nach Tapachula, die Position der Zollstation in meinem GPS Gerät gespeichert habe, als ich daran vorbeigefahren bin. Ich wollt nur nicht so richtig wahrhaben, dass ich noch mal 100km zurück muss.
Während wieder meine Sachen durchsucht werden, „plaudern“ wir noch ein wenig. Er möchte wissen, wie Österreich ist und wie die Situation in Europa so aussieht.

Klarerweise muss ich auch wieder an den Militärkontrollen halten, Koffer durchsuchen, Fragen über mich ergehen lassen. Mittlerweile kann ich auf spanisch schon sehr gut erklären, wo mein Problem liegt.

An der Zollstelle wird noch mal überprüft, ob die Papiere mit dem Fahrzeug übereinstimmen und ich erhalte eine Bestätigung. Ein Beamter eskortiert mich mit einem Fahrzeug noch ein paar Kilometer Richtung Tapachula, bevor wir kurz anhalten und er mir die Papiere aushändigt. Damit ich auch wirklich wieder auf der Autobahn Richtung Guatemala bin.
Wieder in der Nähe von Tapachula, geht es schon auf 15:00 Uhr zu. Ich bin schon etwas k.o., auf meinen Knien und Unterschenkeln beginnt sich ein Sonnenbrand abzuzeichnen und mein Ziel liegt noch 300 km entfernt. Ich habe keinen Plan B für eine näheres Ziel, und da es sowieso bald wieder zu regnen beginnen wird, beschließe eine weitere Nacht in Tapachula zu bleiben.

Meine letzten Pesos, habe ich heute Morgen bei der Abfahrt in Treibstoff investiert. Ich checke wieder im Hotel ein wo ich mit Kreditkarte zahlen kann und schaffe es gerade noch in einer Wechselstube weitere 20USD in Pesos umzutauschen, damit ich nicht hungern muss.

Morgen auf ein Neues, die Ausreise dürfte ja jetzt kein Problem mehr sein. Und wie es bei der Einreise vor sich geht habe ich ja zum Teil ja auch schon durchgemacht. Aber gespannt bin ich trotzdem etwas, weil ich schon den Stempel im Pass habe. Offiziell bin ich ja schon in Guatemala.

Und jetzt zu den Leuten, die versucht haben mich von der Straße zu holen. Gestern habe ich noch ein wenig im Internet gesurft. Ich wollte mir noch ein paar Informationen zur Einreise nach Guatemala holen. Auf einem Blog von einem anderen Reisenden habe ich dann gelesen, dass es sich um Keiler handelt, die mit unwissenden Touristen Geld verdienen wollen. Mit dem Vorwand bei den Grenzformalitäten zu helfen, zu übersetzen und dass man irgendwelche Papiere benötigt. Fast aggressiv laufen sie auf die Straße, pfeifen und deuten mit den Händen, dass man stehenbleiben soll. Auf eine Weise, als wäre irgendetwas passiert. Wenn man sich nicht auskennt, kann man sich hier schon etwas eingeschüchtert fühlen.
Bewaffnet mit der Information vom Blog fahre ich zügig durch. Auf keinen Fall stehen bleiben. Wenn, man mal von ein paar Leuten umringt ist, ist es schwerer wieder rauszukommen.
Vom gleichen Schlag war der Motorradfahrer, der mir auf dem Weg zum anderen Grenzübergang nachgefahren ist. Wenn mich morgen wieder jemand aufhalten möchte, vielleicht bleibe ich kurz stehen, wenn ich mir der Situation sicher bin, und frage nach, wobei man mir helfen möchte.

Bei der Ausreise aus Mexiko, fallen keine weiteren Kosten an. Man benötigt, auch keine Hilfe oder irgendwelche Übersetzungen von irgendjemand.
Alles was man benötigt sind die Dokumente, die man bei der Einreise erhalten hat. Das Fahrzeug muss bloß an einer Zollsation, wieder abgemeldet werden. Was leider beim mir etwa 100km Inlands war.
An den Grenzstationen stehen sogar Schilder, dass man bestraft wird, wenn man versucht die Beamten zu bestechen.

Danke fürs Lesen, Jürgen.


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