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Guatemala, von den Mühen einer Einreise und eine Unterkunft zu finden

08.09.
Ich mache mich heute zeitig auf den Weg. Diesmal gleich Richtung Süden nach Hidalgo.
Bei der Ausreise knöpft mir der Beamte in Mexico 30 USD für das Visum ab. Gesetz ist Gesetz. Ich war Tags zuvor ausgereist und bin wieder eingereist. Ich verlange eine Rechnung. Kann er nicht ausstellen, ich kann zu einer Bank gehen und dort zahlen, wenn ich eine Rechnung möchte. Heute ist Sonntag. D.h die Banken haben geschlossen. Wiederwillig zahle ich die Gebühr. Ich bezweifle, dass das Geld in die offizielle Kassa wandert.

Auf dem Weg zur Grenze ist mir wieder einer mit seinem Motorrad gefolgt. Sobald ich an der guatemaltekischen Grenze bin, gesellt sich aber ein anderer zu mir. Erklärt mir, da mußt du hin, dort mußt du hin usw. Ich bezahle erneut die 12 Quetzal für die Desinfektion des Motorrads und gehe zur Passkontrolle. Wie erwähnt, bin ich am Vortag nicht korrekt ausgereist. Das kostet 200 Quetzal / ca. 22 EUR Strafe. Steht in 10 verschiedenen Sprachen gleich über der Passkontrolle. Ich versuche zu erklären, dass ich nicht wirklich in Guatemala war. Nutzt nichts. Geld wechseln. Noch dazu zu einem merkbar schlechteren Kurs als gestern. Weil Sonntag ist oder wie? Ich brauche das Geld, handeln bringt nichts. Ich bezahle die Strafe und erhalte den Einreisestempel. Auch so kann man sein Geld verprassen.

Weiter zur Fahrzeugregistrierung. Dort lege ich alle Papiere vor. Sie werden begutachtet. Reisepass, Zulassungsschein, Führerschein. Ich habe bereits den Zulassungsschein im Scheckkartenformat. Aber dem wird hier nicht getraut. Zum Glück habe ich auch noch den gelben Schein in Papierformat mit. Der ist zwar schon Mitte Juli abgelaufen, aber hilft hier sehr viel mehr weiter. Die Dame erklärt mir ich benötige eine Übersetzung von einem Notar. Ich frage warum? Antwort: Das ist einfach so. Wir diskutieren eine Weile. Ich frage, was das kostet. Der Kumpel der mich die ganze Zeit begleitet, mischt sich ein. Normalerweise 200 bis 300 Quetzal, heute ist Sonntag, da kostet das bestimmt 400 oder mehr. Ich versuche zu erklären, dass ich Informationen eingeholt habe und ich nichts von einer notwendigen Übersetzung weiß. Wir diskutieren noch eine Weile. Dann gebe ich ihr wütend zu verstehen, dass sie mir meine Papiere zurückgeben soll.

Ich fahre zurück nach Mexiko. Diesmal melde ich mich ordnungsgemäß in Guatemala ab. In 2 Tagen bin ich 3-mal aus Mexiko ausgereist und wieder eingereist. Wieder alles auspacken und durchsuchen lassen. Ich klage der Grenzbeamtin mein Leid. Sie fragt: „Es muy complicado, hm? / Es ist sehr kompliziert, oder?“ „Si“.

Ich fahre durch zur nächsten Grenzstation nach Talisman. Dort angekommen winken mich wieder die Leute pfeifend und deutend auf die Seite. Das Visier von meinem Helm ist hochgeklappt. Ich frage laut: „Porque? / Warum?“ Darauf haben sie keine Antwort und geben Ruhe. Ich werde von Geldwechslern umringt, die mit ihren dicken Büscheln Geld winken. Ich sage, dass ich nichts benötige. Sie beginnen fast untereinander zu streiten, wer mit mir Geschäfte machen darf.

Was kommt zuerst an der Grenze? Natürlich dein persönlicher Begleiter. Er ist sofort an meiner Seite. Der hier spricht ein wenig englisch. Sie machen nichts anderes, als ständig neben dir herzulaufen, deine Papiere zu sortieren, sich in das Gespräch mit den Beamten einzumischen und ihren Senf abzugeben.

Die vielen Einreise- und Ausreisestempel innerhalb von zwei und denselben Tagen verwirren die Beamten. Ich werde in das Büro des Obersten der hier Dienst hat gebeten. Dort erzähle ich die ganze Geschichte, der letzten zwei Tage und dass an der anderen Grenze ein Dokument von einem Notar verlangt wurde, von dem ich nicht verstehe warum. Mein Spanisch Kenntnisse verbessern sich vor allem an der Grenze sehr. D.h. nicht, dass ich fließend sprechen kann. Meine Kenntnisse sind noch immer bescheiden, aber ich lerne immer ein paar Worte dazu, die mir beim nächsten mal weiterhelfen. Der Oberste ist auch äußerst freundlich. Sowas beruhigt schon sehr. Er telefoniert ein wenig herum. Alles OK ich kann passieren. Ich frage ihn dann noch, wer diese Leute sind, die da dauernd mit mir rumlaufen, ob das offizielle sind? Er meint, nein, die soll ich ignorieren.

Bei der Fahrzeugeinfuhr sind es wieder die vielen Stempel im Pass die verunsichern. Ich erkläre noch mal alles. Die Dame telefoniert ebenfalls herum und sagt mir dann, ich benötige keine weiteren Dokumente von einem Notar oder sonst etwas. Alles was benötigt wird sind die nationalen Dokumente und hilfreich sind die internationalen Übersetzungen vom Führerschein und Zulassungsschein. Ich muß Kopien machen. Mein Begleiter zeigt mir den Kopiershop. Kostet 4 Quetzal. Ich krame in meiner Geldbörse. Ich habe nur 3. 3 sind auch genug. Du Sackgesicht! Wahrscheinlich hätte es nur 2 gekostet. Die stecken hier alle unter einer Decke. Ich bin heute schon ziemlich genervt.

Für die Bearbeitung sind 160 Quetzal an der Bank nebenan zu bezahlen. Vor der Bank steht ein Soldat, das Gewehr in seinen Händen. Es warten 7 oder 8 Personen. Mein Begleiter schiebt mich gleich an den Anfang der Schlange und meint, dass passt schon. Das ist ein Service extra für mich. Der Soldat, sagt auch nichts. Ich erkläre meinem Begleiter, dass dies unfair gegenüber den anderen ist, und stelle mich hinten an. Nachdem ich bezahlt habe, wird das Motorrad noch begutachtet, ob Marke, Farbe, Seriennummer übereinstimmen. Ich erhalte einen Aufkleber und darf fahren. Mein Begleiter bittet zum Schluß um ein „Trinkgeld“. Ich überlege und gebe ihm 10 Quetzal. Bereue es aber zwei Minuten später wieder. Das war heute sowieso das letzte Mal, dass ich das zugelassen habe. Man kommt auch so durch. Ein wenig spanisch sollte man aber trotzdem können.

Die heutige Dauer, beide Grenzstationen zusammengerechnet, inkl. Fahrt von der einen zur anderen, betrug ca. 4 1/2 Stunden. Zum Glück ist in Guatemala eine andere Zeitzone und man gewinnt 1 Stunde. Ein paar km vor dem Ziel tanke ich auf. Mitten im Tanken kommt mir. Verdammt du hast vergessen noch Geld zu wechseln. Er fragt mich, wie ich zahlen möchte. Mit Kreditkarte oder mit Bargeld. Ich sage mit Kreditkarte. Er antwortet der Apparat funktioniert leider nicht. Mann, warum fragst du dann? Das Benzin geht sich aus. Mir bleiben noch 37 Quetzal, kapp 4€. Damit wirst du nicht weit kommen.

IMG_0347Ich erreiche Monterrico, zum Teil durch strömenden Regen. In Monterrico frage ich mich durch die Hostels, ob ich mit Kreditkarte zahlen kann. Nein leider nicht, der Apparat funktioniert nicht. Ich verstehe, Kreditkarten sind nicht gerne gesehen. Gibt es eine Wechselstube? Nein, leider auch nicht. Wo gibt es einen Cajero? / Einen Bankomat? Dort kann ich aber weder mit der Kreditkarte noch mit der Bankomatkarte abheben. Vielleicht sind die Systeme am Sonntag heruntergefahren und ich habe morgen mehr Glück. Ich frage im Laden gegenüber, ob es einen anderen Bankomat gibt. Ja, aber er rät mir ab. Der ist nicht sicher. Es ist bereits dunkel. Man sagt mir, im Hostel Jonny’s Place kann man mit Kreditkarte zahlen. Ich begebe mich auf die Suche und bleibe dann aber gleich beim ersten Hotel stehen, wo eine Visa Schild draußen hängt. Mit Visa zahlen kostet zwar 10% mehr. Aber bei 15 EUR die Nacht wird nicht lange nachgedacht. Ich bin froh, dass ich eine Unterkunft habe. Für 9 Quetzal kaufe ich mir noch 2l Wasser und eine kleine Tüte Chips, damit ich nicht ganz hungrig ins Bett muss. Bleiben noch 28 übrig. Das Mobiltelefon funktioniert nicht, wo immer ich frage kein Internet, kein Bankomat, Kreditkarten helfen auch nicht weiter, kein Geld. Willkommen im Abenteuerland.

Monterrico ist ein kleines Dorf. Besteht eigentlich fast nur aus Hotels und Hostels, Restaurants und kleinen Läden. Aber es ist nett, relaxed.

09.09.
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Am nächsten Tag kann ich in der Bank Geld wechseln. Ich genehmige mir ein anständiges Frühstück. Mein Motorrad erhält eine Abreibung und wird per Handwäsche vom Schmutz der letzten Wochen gereinigt. Ich schlendere durch das Dorf spaziere den langen Strand entlang. Mittags bis nachmittags halte ich Siesta in der Hängematte. Man paßt sich an.

Am Abend sitze ich im Hotel am Strand. Ein kleine Gruppe von Leuten steht unweit von mir. Eine der Personen kommt zu mir. Er stellt sich als Mitarbeiter des Tierschutzvereins vor. Sie sind am Strand um kleine Schildkröten auszusetzen. Er fragt mich, ob ich mich anschließen möchte. Für eine kleine Spende von 10 Quetzales darf ich zwei Schildkröten persönlich in die Freiheit entlassen. Sie sind kaum größer als mein Handteller und schwarz. Wir setzen die Schildkröten an einer Linie ab, um ein Wettrennen zu simulieren. Einige bewegen sich schnell ins Meer andere benötigen etwas länger. Von den Wellen werden sie mehrmals wieder um ein paar Meter zurück an den Strand geschleudert. Nach einer Weile jedoch verschwinden die winzigen Tiere im großen weiten Ozean. Viel Glück auf der Reise.

Danke fürs Lesen, Jürgen.

Fotos Album Flickr


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