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Honduras, Off-Road

10.09. – 14.09.
Ich verlasse Monterrico frühzeitig und mache mich auf den Weg Richtung Honduras, mit dem Tagesziel Copán Ruinas gleich hinter der Grenze. Eine weite Strecke liegt vor mir. Aber es geht gut voran. Etwa 80km vor der Grenze sehe ich zwei BMW Motorräder am Straßenrand stehen. Es ist das erste Mal seit meiner Abreise, dass ich andere sehe, die ebenfalls wie ich Richtung Süden unterwegs sind. Ich bremse mich sofort ein. Es sind Renate und Bart aus Holland, ein sehr nettes Pärchen, die auch Richtung Südamerika unterwegs sind. Wir beschließen gemeinsam weiter zu fahren.
An der Grenze zu Honduras gibt es überraschenderweise keine Helfer. Zur Erinnerung, die „Helfer“ sind Personen die einen an der Grenze begleiten und sagen: Lauf hierhin und dahin und am Ende wollen sie etwas Geld. Aber helfen tun sie nicht wirklich.
Wir benötigen etwa zwei Stunden um die drei Motorräder über die Grenze zu bringen. Wieder von A nach B laufen und einen Haufen Kopien machen lassen. Viele Daten werden per Hand erfasst und in den Pass geschrieben. Bei den Abläufen an den Zentralamerikanischen Grenzen gibt es noch viel Verbesserungspotential, aber erneut kann ich überhaupt nichts negatives sagen. Wir wechseln Geld, bezahlen die Einfuhrgebühren und sind in wenigen Minuten in Copan Ruinas.

DSCF1214Dort halten wir vor dem Hotel/Hostel/Restaurant/Bar ViaVia. Eine belgische Kette. Das Hotel wird von einem äußerst freundlichen und hilfreichen Belgier geführt. Er ist selbst Motorradfahrer und weiß so gut wie alles über Zentralamerika, gibt uns Tips welche Orte wir besuchen sollen, worauf wir achtgeben sollen, wo es BMW Händler gibt und welche Straßen wir nehmen sollen.
Er gibt uns auch Unterricht wie man hier richtig Polizisten besticht.
In der Regel ist es so, dass hier bei einem Vergehen der Führerschein einbehalten wird. Die Strafe wird bei der Bank bezahlt. Wenn die Strafe bezahlt ist, erhält man den Führerschein wieder zurück. Bloß als Reisender hat man nicht die Zeit für solche Sachen. Man soll nie einen direkten Bestechungsversuch machen. Erst mal lange genug diskutieren und streiten. Dann damit argumentieren, dass man keine Zeit hat und weiter muss und fragen, ob es keinen anderen Weg gibt. Den Beamten fragen, ob es möglich ist, ihm das Geld zu geben und er bezahlt die Strafe bei der Bank ein. Und dann hoffen, dass der Beamte darauf einsteigt.

Wir bleiben zwei Nächte in Copán Ruinas und feiern etwas in der ViaVia Bar. Ich bin froh, dass ich nach so langer Zeit gleichgesinnte Personen treffe mit denen ich mich unterhalten kann. Unser Zeitplan bis Costa Rica ist ungefähr gleich und so reisen wir für die nächsten Tage gemeinsam.

DSCF1219Am nächsten Tag steht Sightseeing auf dem Plan. Copán war einst eine bedeutende Stadt der Maya. Mit einem kleinen TukTuk Taxi geht es zu den Ruinen. Wir drei passen kaum auf den Rücksitz. Die Fahrt auf den steinigen steilen Straßen zu den Ruinen ist ein Abenteuer für sich. Mehrmals befürchte ich, wir müssen aussteigen und schieben oder fallen ganz einfach um.
Die Ruinen sind weitläufig in einem grünen Tal, die alten Gemäuer mit Bäumen überwuchert.

12.09.
Wir fahren weiter nach La Esperanza, die letzten 30 Kilometer geht es Off-Road durch die Gegend. Mein erster wirklicher Off-Road Einsatz. Zeitweise ist es für mich als Neuling ziemlich anspruchsvoll. Aber ich komme heil an.

DSCF1251Als wir am nächsten Tag beim Frühstück sitzen, hören wir Trommelgeräusche und Musik. Bart sieht nach. Es handelt sich um eine Parade von Kindern. Vielleicht Schulanfang, ich kann es nicht sagen. Anscheinend sind aus der ganzen Gegend die Schulen in La Esperanza zusammengekommen. Die unterschiedlichen Schulen haben unterschiedliche Motive. Die Kinder sind verkleidet, tanzen durch die Gegend. Zum Teil kommt es mir auch so vor als hätten die Kinder keine Ahnung, wofür der ganze Humbug gut ist. Manchmal sehen sie müde und gedankenverloren durch die Gegend.

Wir fahren ab. Der erste Teil der Strecke ist wieder Off-Road. Anfangs fahren wir auf einer erdigen Straße. Wir gelangen an eine sehr schlammigen Stelle. Es gibt nur eine Spur. Bart fährt vor, Renate wartet bis er durch ist. Ich bin ganz hinten. Nach Bart startet Renate, um die schlammige Stelle zu überwinden. Als sie mitten drin ist, kommt von der anderen Seite ein Kleinbus und quält sich schleudernd den Berg hoch. Ich frage mich nur: Warum? Der Typ hat doch gesehen, dass es nur eine Spur gibt und Renate schon mitten drin ist. Der Bus steckt und Renate kann auch nicht vorbei. Sie stellt den Motor ab. Es wird gewartet. Hinter mir und auch von der anderen Seite nähern sich weitere Fahrzeuge. Für ein paar Minuten passiert gar nichts. Es wäre nicht so schwer Renate ein Stück zurück zu ziehen, aber wozu? Der Busfahrer hat sich reingedrängt. Doch der sitzt bockend in seinem Fahrzeug. Letztendlich ziehen wir mit der Unterstützung von ein paar Einheimischen das Motorrad von Renate ein Stück zurück, damit der Bus vorbei kann.

Die Straße wird steiniger. Irgendwann passiert es. Ich falle. Mein linker Koffer wird von der Halterung gerissen und sieht ziemlich mitgenommen und verzogen aus. Das Motorrad hat zum Glück nichts abbekommen. Bart und Renate sind hinter der nächsten Kurve verschwunden. Ich richte das Motorrad auf. Dann leere ich den Koffer. Mit einem Stein schlage ich von innen auf Wand, um sie etwas auszubeulen. Bart kommt zurück. Ich bekomme den Koffer soweit hin, dass er wieder auf die Halterung passt. Wasserdicht ist er nicht mehr. Auf der Innenseite ist ein kleines Loch. Aber er hält.

IMG_0351Wieder auf einer asphaltierten Straße machen wir eine kurze Pause. Ein paar Schulkinder gesellen sich zu uns. Wir „unterhalten“ uns eine Weile. Bart läßt die beiden Jungen auf sein Motorrad sitzen und im Leerlauf Gas geben. Die zwei haben sichtlich Spaß an der Sache.

In San Lorenzo, am Meer, machen wir uns auf die Suche nach einem Hotel. Wir fragen bei ein paar nach den Preisen. Zu teuer für das was geboten wird. Bei einem Hotel beginnen wir zu handeln und drücken den Preis etwas. Es gibt sowieso keine Gäste. Da ist es besser etwas mit dem Preis runter zu gehen als überhaupt kein Geschäft zu machen.

14.09.
Es ist Samstag und für die nächsten drei Tage sind in Zentralamerika Feiertage. Auch in San Lorenzo findet am Vormittag eine Parade statt. Wir sehen nicht mehr ganz so lange zu wie Tags zuvor und fahren Richtung Nicaragua.

Kurz vor der Grenze werden wir angehalten. Ein einzelner Polizist und ein ganzer Haufen von den Helfern. Er will unsere Papiere sehen. Uns ist die Sache nicht ganz geheuer mit einem Polizisten und den vielen Leuten die uns umringen und alle auf uns einreden. Wir wollen die Papiere nicht aus der Hand geben. Wir haben danach nochmal darüber gesprochen. Es waren die Helfer die uns da reingeritten haben, mit den Anmerkungen wir haben keinen Respekt vor der Polizei. Ab einem gewissen Zeitpunkt redet der Polizist nicht mehr mit uns und ruft über Telefon Kollegen. Wir warten. Bart schlägt vor, wir fahren einfach weiter. Ich rate davon ab, weil ich überzeugt bin, das bringt uns in Schwierigkeiten. Ein paar Minuten später kommen zwei andere Polizisten auf einem Motorrad. Die Helfer sind verschwunden. Das Missverständnis klärt sich und wir können weiterfahren.

Danke fürs Lesen, Jürgen.

Fotos Album Flickr


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