"j": start of construction 1975, finished 1976 … and still running

Veränderungen

16.02. – 22.02.
Wir/Ich war/en eine Woche Santiago. Santiago ist eine riesige Metropole mit etwa 6 1/2 Millionen Einwohnern. Die Stadt ist mir sympathisch.
Für Sightseeing bleibt diesmal aber nicht viel Zeit. Ich bin mehrmals zum BMW Händler und zu einem anderen Mechaniker unterwegs, um mein Motorrad wieder richten zu lassen. Aber damit will ich euch nicht langweilen. Nur soviel, es bleibt einem die Spucke weg, wenn man sieht, was BMW für einen Plastik-Ersatzteil verlangt.

Meiner erster Weg in Santiago führt zu Marco und Silvia. Sie sind Freunde von Günther, den ich in Valdivia getroffen habe.
Sie haben vor etwas mehr als 20 Jahren für ungefähr 6 Jahre in Österreich gelebt. Dort haben sie Günther kennengelernt. Silvia und Marco sind zwei überaus nette Personen. Ich werde sofort herzlich aufgenommen, ich erhalte essen und sie fahren mich ein wenig in der Gegend rum.
Marco hat mir im Vorfeld bei der Organisation meines Kühlers geholfen.

Andi und ich verbringen die letzten Tage im Hostel mit „socializing“ auf deutsch, einer netten Zeit mit den anderen Leuten im Hostel.

Am Donnerstag den 20.02. hat mich Andi verlassen .. mitten in der Nacht .. ohne ein Wort zu sagen. Nur Spaß. :-)
Andi muss Mitte März zu Hause sein, um sich um ein paar wichtige Sachen kümmern.
Es hätte nicht viel Sinn gemacht weiter nach Norden zu fahren. Valparaiso ist in dieser Gegend die beste und einfachste Möglichkeit ein Motorrad nach Hause zu senden. Die nächste Möglichkeit wäre Lima. Aber das wäre sich zeitlich nicht mehr ausgegangen.
Andi macht noch eine Woche Zwischenstop in Jamaika, bevor es zurück nach Österreich geht.

Es war eine gute Zeit. Es ist zwar nicht so verlaufen, wie geplant, aber es war lustig, abenteuerlich, anstrengend, erholsam und vieles mehr. Wir hatten Spaß und auch über die lange Zeit keine Probleme miteinander auszukommen .. zumindest aus meiner Sicht nicht. Ich glaube ich habe gut zwei Kilo zugelegt in diesen zwei Monaten, in denen wir gemeinsam gereist sind. Wahrscheinlich sogar mehr. In Gesellschaft isst und trinkt es sich besser.

Taylor und Mike haben ihre Motorräder ebenfalls richten lassen und machen sich bereits nach drei Tagen wieder auf den Weg. Wenn alles gut geht sehe ich Taylor in etwa vier Monaten in Seattle wieder.

Am Tag vor meiner Abreise bin ich bei einem anderen Mechaniker. Mein Motorrad erhält einen neuen Kettensatz und auch eine neue Seitenverkleidung. Unglaublich, Carlos hätte sogar eine original Seitenverkleidung von meiner BMW Dakar. Aber 450 USD sind mir zu viel für ein Stück Plastik. Er hat noch ein anderes von einer älteren Baureihe und in einer anderen Farbe um knapp 200 USD.

Als ich ihm zusehe, wie der das Teil montiert, beginnen meine Gedanken zu schweifen. Ich bin seit 7 Monaten unterwegs. Halbzeit. Ende September möchte ich zurück sein. Zeit für eine Zwischenbilanz?

Besonders meinem Motorrad sieht man die Reise an.
Blitz und blank geputzt habe ich es vor meiner Abreise fotografiert. Beinahe ohne Kratzer .. und jetzt .. es hat sich total verändert, sieht anders aus, eine Schramme hier, eine Schramme da, links eine andere Seitenverkleidung, die Koffer sind hinüber .. die Zeichen der Abnutzung sind groß. Aber mir gefällt es .. es erhält Charakter.

Ich bin nicht der Mensch, der emotionell an materiellen Dingen hängt. Aber das Motorrad ist ein Teil von mir geworden,  ich möchte es nicht wieder hergeben. Wahrscheinlich ist es billiger ein neues zu kaufen, als es nach der Reise wieder auf Vordermann zu bringen. Aber es ist das Ding, das dauernd unter meinem Arsch klebt und mich zu all den Abenteuern, Erlebnissen und Personen bringt.

Sieht man auch mir an, ob ich mich verändert habe? Äußerlich bestimmt, auch vor mir macht das Alter nicht Halt. Aber habe ich mich auch innerlich verändert? Ich kann es – noch – nicht feststellen. Der Charakter eines Menschen bildet sich in jungen Jahren. Irgendwann ist man gefestigt in seiner Meinung und in seinen Werten. Je älter man wird, um so mehr bleibt man in festen Bahnen. Ich werde es wohl erst feststellen können, wenn ich wieder zu Hause bin.

23.04., 24.04.
Ich habe meine letzten Chilenischen Pesos ausgegeben und fahre deshalb wieder nach Argentinien. Auf Grund der Inflation wird Argentinien erneut billiger. Ich erhalte 11 Pesos für 1 USD auf dem Graumarkt. Bei meiner ersten Einreise waren es 8 Pesos.
Hier sitze ich in Mendoza mal das kalte Regenwetter aus, bevor ich meinen ursprünglichen Plan nach Norden weiter verfolge.

Danke fürs Lesen, Jürgen.

ein paar Fotos aus Santiago und der Fahrt nach Argentinien Album


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