"j": start of construction 1975, finished 1976 … and still running

nicht jeder kommt nach Hause

25.02. – 26.02.
Nachdem ich einen weiteren Regentag in Mendoza abgewartet habe, fahre ich am Mittwoch weiter. Wie sich am Nachmittag herausstellt, war das ganz gut so.

Laut Wetterbericht bleibt es heute trocken und ich nehme mir eine größere Strecke von 400km bis nach Villa San Augustin vor. Andi und ich haben dort vor etwa einem Monat schon zwei Nächte verbracht. Nettes Hostel, relaxte Betreiber.

Ich nehme diesmal aber von Mendoza aus eine andere, direkte Strecke. Es geht zügig voran und mein Motorrad macht auch keine Probleme. Auf den letzten 150km durch die Pampa begegnen mir nur sehr wenige Autos. Auf Grund der Probleme in den letzten Wochen habe ich noch ein wenig ein unsicheres Gefühl, alleine durch solche weite Strecken zu fahren. Aber das wird sich auch wieder geben.

In Mendoza habe ich auf den Satellitenbildern gesehen, dass ein weiter Bereich dieser Gegend vom Regen betroffen war. Von Mendoza bis Villa San Augustin ist die ganze Landschaft in Wasser getränkt. Die Wüste und Pampa wurde in eine schlammige Ebene verwandelt. Die Gegend rund um Villa San Augustin scheint es  stärker getroffen zu haben. Ich bin zwar auf einer asphaltierten Straße, muss aber mehrere kleine Flüsse kreuzen. Zweimal wurde die Straße weggeschwemmt.

Kurz vor dem Dorf versperrt ein breiter starker fließender Fluss die Straße. Es warten bereits mehrere Autos. Ich fahre langsam vor bis zur Wassergrenze. Auf der anderen Seite winkt mir ein Polizist heftig, dass ich nicht durchfahren soll. Hätte ich zumindest auf Anhieb auch nicht vorgehabt. Busse, LKWs und Geländewagen werden durchgelassen. Klein- und Mittelklassewagen werden mit einem LKW der Gemeinde durch den Fluß geschleppt. Nach ein paar Minuten setzt der Polizist mit dem Polizeiwagen über und gibt mir zu verstehen, dass ich mit dem Motorrad nicht rüber darf. Vor zwei Tagen ist hier ein Motorradfahrer umgekommen.

Ich muss warten bis jemand mit einem Pickup-Truck vorbeikommt. Es dauert aber nicht sehr lange. Ich nehme mein Gepäck ab und mit Hilfe von ein paar anderen Personen heben wir das Motorrad auf den Wagen. Der Einheimische verdient sich kurzerhand ein paar Pesos, indem er noch andere Motorräder über den Fluß bringt.

Vom Betreiber des Hostels erfahre ich dann mehr. Am Montag hat ein chilenischer Motorradreisender die Warnungen eines Campingplatzbetreibers nahe des Flusses ignoriert. Der Unglückliche wurde beim Versuch den Fluß zu überqueren vom Wasser mitgerissen und hat es nicht überlebt.

27.02. – 28.02.
Bevor ich abfahre bereitet mich der Hostelbetreiber noch darauf vor, dass ich zwei weitere Flüsse kreuzen muss. Sie sind zwar tief, das Wasser reicht mir bis halb zum Schienbein – auf dem Motorrad, aber sie sind nicht sehr stark. Jedoch muss ich, was mir weniger gefällt, mit nassen Schuhen und Füßen weiterfahren.

Ich übernachte in La Rioja und in San Miguel de Tucumán. Es handelt sich bloß um Zwischenstationen. Ich mag diese großen Städte meist nicht. Es ist schwer sich zu orientieren und die Leute fahren wie verrückt.

01.03. – ?
Zurück aufs Land, zurück auf die Ruta 40. Die Gegend hier nahe den Anden ist ausgesprochen schön. Von Tucumán führt eine kurvige Strecke entlang eines Flusses durch das bergige Tafi de Valle. Es geht auf über 3000m hoch. Zwei gegensätzliche Landschaften auf der einen und auf der anderen Seite des Berges. Es regnet leicht von Tucuman weg. Grün und bewaldet ist die Gegend. Überquert man den Pass findet mach sich in der kargeren, trockeneren, mit Kakteen bewachsenen Gegend des Calchaquíes Hochlandes wieder.

Cafayate ist eine gemütliche kleine Weinbau-Stadt. Berühmt bzw. das Markenzeichen der Gegend sind Weine von der Torrontés Riojano Traube, ein Weißwein.

Im Moment verlängere ich den Aufenthalt von Tag zu Tag. Nur mit dem Essen ist es hier so eine Sache. Vor 9 Uhr Abends tut sich kaum was. „Essen? Die Küche sperrt erst um 9 Uhr auf.“ Vorher erhält man bloß Kleinigkeiten wie Sandwich, Salat oder Empanadas.

Am Sonntag hat ein Motocross Rennen statt gefunden. Ich sehe eine Weile zu, wie die Fahrer mutig über die Strecke jagen.  Auch dem Wein Museum statte ich einen Besuch ab. Hier wurde dem Weinbau in der Region ein kleines Denkmal gesetzt. Die Geschichte, die Herkunft, die Rebsorten, wie wichtig Erde und das spärliche Wasser sind. … alles wird anschaulich und unterhaltsam erklärt.

Der Norden Argentiniens hat es mir wirklich angetan. Die Landschaft, das sonnige Wetter, die Gemütlichkeit … der gute Wein, die Steaks. Eigentlich wollte ich ungefähr Mitte März schon nahe Ecuador sein, aber gerade vorhin habe ich wieder Geld gewechselt. Ich bleibe wohl noch ein paar Tage in dieser Gegend.

Danke fürs Lesen, Jürgen.

Fotos Album

 


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